Gehen wir mal davon aus, ich habe ein Trauma aus meiner Kindheit. Meine Eltern haben mir unbewusst immer unklare Signale gesendet, in dem sie mich auf der einen Seite getadelt haben, weil ich mich als Kind immer wie ein Rabauke benommen habe. Auf der anderen Seite fanden sie mein Verhalten aber auch ganz gut, weil in ihrer eigenen Kindererziehung auffälliges Verhalten nie toleriert wurde und sie ihre Emotionen nie ausleben durften. Wenn ich dann beim Eltern Sprechtag in der Schule mal wieder vom Lehrer als Querulant bezeichnet wurde, haben meine Eltern mich dann dafür getadelt, gleichzeitig haben sie jedoch eine wohlwollende und bewundernde Körpersprache verwendet. „Wenn du die anderen Kinder nicht in Ruhe lässt, werden wir dir dein Taschengeld kürzen, du kleiner süßer Rabauke. “
Wenn ein Kind über Jahre hinweg so behandelt wird, kann es sich später im Erwachsenen Leben nicht richtig an soziale Normen und Pflichten halten. Es hat immer nur gelernt das man Regeln nicht trauen kann.
So ausgestattet werde ich später auf das Arbeitsleben losgelassen, in dem Teamfähigkeit und empathisches Feingefühl durchaus eine große Rolle spielen. Da sind Probleme mit Kollegen und dann auch mit dem Chef vorprogrammiert. Jedes mal wenn ich eine neue Stelle antrete, habe ich schon vor Beginn Angst es wieder zu vermasseln.
Im Privatleben sieht es nicht anders aus, habe ich doch im Laufe der Zeit eine echte Persönlichkeitsstörung ausgebildet und ziehe mich deshalb immer mehr aus dem Leben zurück. Alle Partner/innen mit denen ich versucht habe eine Beziehung aufzubauen, haben interessanter Weise mich genau so behandelt wie meine Eltern. Im Gegenzug habe ich das Gleiche mit meinen Partner/rinnen getan, ohne das es mir klar war. So etwas nenne ich einen „Match“ (in der Psychologie, Gegenübertragung), bei dem jeder dem Anderen unbewusst sein eigentliches Drama spiegelt. So dreht sich mein Leben also immer weiter in Kreisen und ich finde keinen Ausgang.
Eine Befreiung wird es erst geben, wenn ich mir dieses Trauma und seine Mechanismen bewusst mache, was meistens nicht ohne Hilfe von Außen funktioniert. Zu dem muss der Leidensdruck leider erst so groß sein, dass ich das Problem bei mir selbst erkenne und auch wirklich bereit bin etwas zu verändern. Das ist der erste Schritt. Allerdings nur, wenn ich in der Lage bin zu reflektieren, dass nur ich etwas an der Situation ändern kann. So lange ich noch überzeugt bin, dass bei mir doch alles normal ist und die Anderen alle Schuld an meiner Misere tragen, wird es keine Veränderung geben. Schuld gibt es in diesem Spiel eigentlich nicht. Der Schlüssel liegt darin, dass nur ich mich verändern kann und ich kann und sollte nicht versuchen andere Menschen zu verändern.
Deswegen ist die Suche nach der Schuld bei mir oder den Anderen eine Sackgasse. Wenn mir das erst einmal klar geworden ist, sieht die Welt nicht mehr so aus wie vorher. Immer wenn ich jemanden als unangenehm oder unfreundlich wahr nehme, kann ich davon ausgehen, dass er unbewusst ein bei mir veranlagtes Thema gespiegelt hat. Deswegen ist Achtsamkeit so wichtig. Sie hilft mir nicht reflexartig den Anderen zu verurteilen, sondern erst ein mal in mich selbst hinein zu fühlen, welche Emotion mein Gegenüber bei mir auslöst. Wenn es mir dann gelingt diese Emotion zu isolieren und als einen Teil von mir selbst anzunehmen, wird mich mein unangenehmer Gegenüber sofort in Ruhe lassen und mich emotional nicht weiter berühren. Das ist der erste Schritt in eine neue Freiheit, die meinem Bewußtsein bisher vielleicht verborgen war.
Mit dem nächsten Schritt kann ich beginnen meine Gedanken durch Achtsamkeit genauer zu beobachten. Wenn meine Gedanke einen negativen Inhalt zum Beispiel zu einer Person aufweisen, dann wird mir diese Person auch genau diese Negativität zurück spiegeln, was wiederum zu noch negativeren Gedanken bei mir führen wird… und so weiter.
Es ist zielführender etwas positives über diese Person zu denken, auch wenn es erst mal sicherlich nicht leicht fällt. Was kann ich auch erwarten, wenn ich hinter dem Rücken von Person A, Person B erzähle was für ein schrecklicher Mensch Person A doch ist. Es wird dazu führen das Person A hinter meinem Rücken das gleiche mit mir tut. Mein Verhalten also spiegelt.
Nur durch ein gewisses Maß an Gedanken Disziplin, werde ich erreichen, dass Person A mit den vermeindlichen Spielchen aufhört. Jedes mal wenn ich mich ertappe wie ich etwas schlechtes über Person A denke, schicke ich einen guten Gedanken hinterher. Ein guter Gedanke wäre zum Beispiel: „Person A ist eigentlich ganz intelligent.“ oder „Wenn sie/er will, kann sie/er auch ganz amüsant sein.“ Es bedarf jedoch einem gewissen Training so denken zu können. Zum Glück ist unser Gehirn sehr flexibel und lernt durch ständiges Wiederholen in der Regel recht schnell und nach nicht mal einer Woche werden ich schon erste Veränderungen im Verhalten von Person A mir gegenüber wahrnehmen können.
Ich bin jetzt also in der Lage mit Menschen zusammen zu arbeiten, die sonst von allen gemieden werden und bei jedem kleinen Wunder sage ich mir: „Wenn das geht, dann geht noch mehr!“
Denn schließlich passiert alles nur in Deinem Kopf.
Das Wort Paradigma hat seinen Ursprung aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Erklärungsmodell, Weltsicht oder Weltanschauung“. In so fern trägt jeder sein eigenes Paradigma in sich, oder hat sich ein bereits bestehendes Paradigma, zum Beispiel durch Erziehung, angeeignet, was immer der bequemere Weg ist. Wie auch das Leben ständigen Änderungen unterlegen ist, so sollte auch die eigene Weltanschauung ab und an diesen Änderungen, oder neuen persönlichen Erfahrungen angepasst werden. Das kann auf zwei Wegen erfolgen. Basierend auf freiwilligem Hinterfragen oder Vergleichen der alten Überzeugungen mit den neuen Erkenntnissen. Auch auf unfreiwilligem Weg durch Konflikte kann es eine Veränderung geben, weil Überzeugung und eine veränderte Umwelt nicht mehr überein passen.
Man kann also sagen, dass mein Paradigma der Klebstoff ist, der die vielen kleinen Teile mit Erlebnissen und Konditionierungen zu meiner mir eigenen Welt zusammen hält. Das gibt mir den Rückhalt mich in meiner Umwelt zurecht zu finden und eine Orientierung zu haben. Gleichzeitig werden dadurch alle meine Wahrnehmungen gefiltert, so das sich mir eine meiner Überzeugung entsprechende Realität offenbart. Das macht das Leben zwar schön einfach, schränkt auf der anderen Seite meine Wahrnehmung entsprechend ein. Um dem zu entgehen, ist eine Offenheit den Dingen die nicht meinem Paradigma entsprechen sehr wichtig. Habe ich doch dadurch die Möglichkeit durch Aufnahme von neuen Impressionen meine kleine Welt zu erweitern und für meine Realität mehr Vielfalt zu schaffen. Zu deutsch: Einfach mal über den Tellerrand hinaus schauen.
Immer in den gleichen Bahnen meines Paradigmas zu laufen führt dazu, das ich es mir in meiner geistigen „Komfortzone“ gemütlich mache und für neue Eindrücke nicht mehr empfänglich bin. Da habe ich die Rechnung dann ohne das Leben gemacht, welches Entwicklung und Veränderungen benötigt.
Wenn ich also nicht freiwillig aus dieser Komfortzone herauskomme und mit allen Kräften daran festzuhalten versuche, dann wird mir das Leben diesen Komfort langsam aber sicher immer weiter abbauen. Das erzeugt keine schönen Gefühle. Die alte Welt bricht zusammen und die Neue ist noch nicht da. Ich hänge mit meinen Gefühlen in der Luft und das macht Angst.
Um sich also frei und ohne Ängste nach einem neuen Weltbild umzuschauen, ist es wichtig sich mit genau diesen Ängsten auseinander zu setzen um sie dann einfach loslassen zu können und den klaren Blick nach vorne zu richten. An diesem Punkt kann MET eine große Hilfe sein.
Wenn ich dann einmal auf mein bisheriges Leben zurück schaue, wird mir auffallen, dass es solche Punkte schon öfter gegeben hat und ich meistens gestärkt, oder zumindest mit einer besseren Position daraus hervor gegangen bin. Diese Erfahrungen sollten mich darin bestärken, dass auch dieses mal das Leben mich nicht im Stich lassen wird und ich eine Bereicherung erfahren werde.
Mit dieser Überzeugung und frei von Zukunftsängsten, welche schließlich noch gar nicht eingetreten sind und somit als Illusion zu bezeichnen wären, kann ich im vollen Bewusstsein meiner Fähigkeiten mir eine interessante neue Realität erschaffen.
Denn schließlich passiert alles nur in Deinem Kopf.
Angst ist neben Liebe eine grundlegende Emotion, auf der alle anderen Emotionen basieren. Sie hat viele Facetten, die Menschen unfrei in ihren Entscheidungen machen kann. Trotzdem ist Angst weder gut noch schlecht, es kommt eben auf die Dosierung an. Leider ist es in unserer Gesellschaft nicht angebracht Emotionen zu zeigen, schon überhaupt im Berufsleben. Das erhöht den inneren Druck um so mehr und blockiert oft das eigene Vorankommen. Das Leben scheint sich dann im Kreis zu drehen und besteht aus endlosen Wiederholungen, aber es gibt eine Lösung.
Das liegt daran, dass mit dem Gefühl Angst meistens auch ein entsprechendes Bild im Gehirn gekoppelt ist, welches uns Menschen in der Vergangenheit vor lebensgefährlichen Situationen bewahrt. Wenn es vor vielen Jahrtausenden im Gebüsch geraschelt hat und sofort danach ein Tiger herausgesprungen kam, dann hat das Gehirn sofort in den Panikmodus geschaltet und dem Verstand das Steuer aus der Hand genommen. Das Blut wurde von der Körpermitte in alle Extremitäten gepumpt um eine Bessere Flucht, oder einen Kampf zu ermöglichen. Zusätzlich wird der Körper unter anderem mit Adrenalin und Serotonin überschwemmt, um Nerven und Muskeln für eine eventuelle Flucht zu versorgen und mit entzündungsfördernden Stoffen eventuellen Verletzungen zu begegnen. Die Atemfrequenz wird erhöht um alle Organe mit noch mehr Sauerstoff zu versorgen. Um am Leben zu bleiben, muß nun alles sehr schnell gehen. Das führt jedoch zu unüberlegten und reflexartigen Handlungsweisen um wertvolle Zeit zu sparen.
Wenn das alles dann mein Überleben gesichert haben sollte und der Tiger mit mir keinen Erfolg hatte, folgt darauf eine Beruhigungsphase und alle Systeme werden wieder auf „normal“ zurück gestellt. Das Erlebte wird vom Gehirn im Langzeitgedächtnis als besonders wichtige Erfahrung abgespeichert, für den Fall, dass der Tiger es ein zweites mal versuchen sollte.
Fortan wird in meinem Leben, immer wenn es im Gebüsch raschelt, mein Gehirn den Panikknopf drücken und eine Kaskade an Reaktionen auslösen, auch wenn es nur der Wind oder eine Maus im Gebüsch war. Deswegen fühlen sich Menschen bei plötzlichen Panikatacken im Alltag als hilflos und folgen oft nur noch ihren Flucht Reflexen.
Mein Verstand der als Problemlöser unverzichtbar ist, wird diese Angst als unangenehm einstufen und sich Programme einfallen lassen, wie ich zukünftig Gebüsche in meinem Leben meiden kann. Wahrscheinlich nehme ich dann lange Umwege über freie Flächen zum nächsten Wasserloch in Kauf und habe dadurch Nachteile. Vielleicht kann ich nachts nicht schlafen, weil ich draußen noch mehr Geräusche höre, welche Angst erzeugen. Irgend wann kann ich gar nicht mehr aus meiner Hütte gehen, weil ich diese Angst mit allen Mitteln vermeiden will. Ich bekomme körperliche Probleme wie Autoimmunerkrankungen (durch die dauerhafte Wirkung von Stresshormonen) wenn ich nur daran denke die Hütte verlassen zu müssen. Weil mir meine Probleme vor anderen Menschen unangenehm sind, werde ich immer einsamer in meiner Hütte und meine Angst treibt immer größere Stilblüten.
In unserer heutigen Zeit gibt es kaum noch Tiger im Gebüsch, doch die Überlebensmechanismen sind noch immer die gleichen. Um die Überlebenschancen der nachfolgenden Generationen zu erhöhen, hat jede Elterngeneration unbewusst diese Angst an die nachfolgenden Kinder weiter gegeben, da Traumatas selten bearbeitet, sondern meistens unterdrückt werden. Das konnte in Tests mit Mäusen von Isabelle Mansuy vom Labor für Neuroepigenetik an der ETH Zürich nachgewiesen werden. Das betrifft vor allem viele traumatisierte Kriegs und Nachkriegsgenerationen, die sich mit unerklärlichen Phänomenen bei ihren Kindern auseinander setzen müssen, welche letztlich auf einer Angst basiert die nicht mehr gerechtfertigt ist. Hier muss ein Bewusstwerdungsprozess initiiert werden, um Leid rund um angstbasierten Emotionen zu erkennen und aufzulösen.
Eigentlich kann man Emotionen nicht „auflösen“, da diese zum Teil Hinweise des Unterbewusstseins auf ungelöste Konflikte sind. Ängste sind deswegen unangenehm, damit ich den Hinweis des Unterbewusstsein auch wirklich wahrnehme. Freiwillig gehe ich nur ungern an meine unterdrückten Traumata, um mich damit zu beschäftigen. Was kompliziert kling ist im Grunde jedoch ganz einfach. Wenn ich in der Lage bin meine Angst als einen Teil von mir anzunehmen, wird diese sofort aufhören, weil ich mich dadurch so akzeptiere wie ich bin. Das haben Traumaterapieverfahren wie zum Beispiel die Meridan Energie Technik immer wieder gezeigt.
Ängste sind nicht real. Sie sind nur Konstrukte meines Verstandes über mögliche Ereignis, welche aber noch nicht in meiner Realität angekommen sind. Sie sind Illusionen die ich jeder Zeit durch bewusste Entscheidungen meines freien Willens nicht real werden lassen kann. Denn schließlich passiert alles nur in Deinem Kopf.